Im Namen des Anfangs, im Namen der Liebe, im Namen des Geistes.
Wir beten mit Worten des 139. Psalms:
HERR, du erforschest mich und kennest mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich
und siehst alle meine Wege.
Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, HERR, nicht alles wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.
Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Finsternis ist wie das Licht.
Wir hören aus dem Buch des Propheten Jesaja im 43. Kapitel:
Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland.
Der Evangelist Matthäus überliefert uns:
Golgatha lag hinter ihnen, die Aufforderung des Engels auch, den Auferstandenen nicht bei den Toten zu suchen – da sammelte Jesus, die geblieben waren, und sprach zu ihnen: „Mir ist gegeben alle Gewalt, im Himmel und auf Erden. Geht hin also und macht zu Jüngerinnen und Jünger alle Völker! Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie halten alles, was ich euch gewiesen und unter euch getan habe! Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ (Evangelium nach Matthäus 28.18ff.)
Gedanken:
Du brauchst jemanden, auf den du setzen kannst. Mit dem du rechnen kannst, wenn du ihn bauchst.
Kommt ihr mit? Ja, kommt mit in den Zirkus. Gerade betritt ein Trapezkünstler die Manege, verbeugt sich nach allen vier Seiten. Er klettert wie selbstverständlich eine schmale Strickleiter hoch. Am Ende dieser Leiter, noch verschnürt, hängt das Trapez.
Ich sehe ihm gern zu. Leichtfüßig und in flüssiger Bewegung schwebt er nach oben. Je höher er steigt, desto größer wird meine Unruhe. Merkt ihr es auch? Eben noch, wenn er einen falschen Schritt gemacht hätte, wäre wohl nicht viel passiert. Aber jetzt setzt er sich, hoch oben über den Zuschauern, mit leichtem Schwung auf das Trapez, und mit seinen ersten leichten Pendelbewegungen wird die Strickleiter eingeholt. Die Verbindung um Boden ist nun weg. Jetzt ist er alleine, ganz auf sich gestellt. Die Scheinwerfer sind steil nach oben gerichtet.
Mein Blick wird irgendwie automatisch nach unten gezogen. Da, wo eben noch ein Helfer die Stickleiter gehalten hatte, ist jetzt nichts mehr. Die Manege liegt im Dunkeln. In mir steigt Angst hoch. Das Zelt, so scheint es, ist plötzlich bodenlos.
Erst nach einer Weile merke ich: Da ist noch was. Gehalten an dünnen Seilen ist straff ein Netz gespannt. In der Mitte ist es flach, zu den Seiten steigt es an. Um den Artisten auch da, wo sein Schwung am weitesten reicht, sicher aufzufangen. Das Netz ist kaum zu sehen. Aber ich weiß, es ist da. Jetzt kann ich mich auf den Künstler konzentrieren. Mein Blick wandert schnell wieder nach oben. Was für eine tolle Kunst! Ich freue mich, wie waghalsig er ist. Was sollte ihm jetzt noch passieren? Er könnte stürzen. Aber das Schlimmste würde ihm erspart bleiben. Das Netz würde ihn halten.
Während ich dem Trapezkünstler staunend zusehe, denke ich: Auch unter mir soll so ein Netz gespannt sein. Es würde mich beruhigen, wenn ich die Gewissheit habe: Du kannst stürzen, du kannst fallen, doch in den Abgrund fällst du nicht. Da ist dieses Netz. Wie eine große Hand, die dich auffängt: Wenn du das Fallen nicht mehr verhindern kannst. Wenn du dich irgendwie verrennst. Wenn du den Halt verlierst. Wenn du merkst: Die Verbindung zu einem Menschen, der dir nahe steht, zur Freundin, zum Freund, und auch zu dir selbst trägt nicht mehr. Wenn du einsam bist oder krank oder traurig oder verfolgt in einem Land, wo Gewalt regiert.
Von Martin Luther weiß man, er benahm sich in solchen Augenblicken wie ein Kind. Er nahm ein Stück Kreide und schrieb auf seinen Tisch: „Ich bin getauft!“. Du, so klang es dann in ihm, du, da ist eine Kraft mit dir, die größer ist als all dein Verstehen. Nichts hindert sie, dich aufzufangen, dich mutig und gelassen zu machen, wenn es darauf ankommt. Vertraue nur.
Wir alle sind gemeint, wenn der Himmel sich auftut und Gott im Wasser der Taufe zu seinen Sohn sagt: Du bist das Kind meiner Liebe. Du, meine Tochter, du, mein Sohn. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
So soll sich der Himmel über euch öffnen – die ihr heute getauft wurdet, und über uns, die wir schon seit längerem mit dem Zeichen der Taufe versiegelt sind.
Wo der Boden unter euch schwankt, dieser Halt ist da. Ihr könnt kunstvoll agieren auf dem Trapez des Lebens und die Balance und den Schwung genießen. Werdet nicht zu waghalsig, fordert das Leben nicht unnötig heraus. Aber wagt euch nach oben und in die Weite mit dem Vertrauen, das Gott schenkt.
Vielleicht sind Taufkerzen deshalb ganz sinnvoll, um im Dunkeln nach dem Netz zu sehen. Ja, es ist da! Mit Christus, der das Licht der Welt ist, sehen wir es ganz deutlich. Das Netz ist gespannt. Amen.
Taufbekenntnis:
G o t t glaubt an mich
Wie ein Vater an sein Kind.
Bei ihm bin ich geborgen, denn auch Erde und Himmel gehören zu ihm.
J e s u s glaubt an mich.
Durch ihn bin ich mit Gott verbunden.
Von Gott ist er zu mir gekommen.
Hat gelitten unter den Mächtigen.
Ist einen Tod gestorben, bei dem mich Entsetzen packt.
Ist umgekommen an der Lieblosigkeit der Menschen.
Er ist so ohnmächtig geworden, wie ich es bin gegenüber Hass und Verschlossenheit,
Ist mir näher gekommen, als ich mir selbst es bin,
Hat sich in Tiefen gewagt, vor denen mir graut.
Auch in mir.
Und doch:
Er hat es gesprengt,
Mein Gefängnis zerstört,
Mich neu geschaffen,
Zu einer Tochter, einem Sohn Gottes.
In ihm habe auch ich an Gottes Güte teil,
Die will, dass die Erlösung allen gilt,
Der ganzen Schöpfung.
Der Heilige G e i s t glaubt an mich.
Er verbindet mich mit allen Menschen.
Das erfahre ich täglich durch die Liebe, die ich empfange.
Sie gibt mich nicht auf, auch wenn ich mich aufgebe,
Und wo ich schwach werde, hat sie Geduld mit mir.
So werde ich immer wieder gewandelt und neu geboren – jetzt und durch den Tod hindurch. Wir erinnern uns an die erlösende Liebe des dreieinigen Gottes, in der wir durch die Taufe leben. Amen.
Mit Jesu Worten beten wir:
Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Wir bitten Gott um seinen Segen:
Gott ist mit euch.
Er behütet euer Kommen und Gehen.
Er bewahrt euch vor allem Bösen und stärkt euch zum Frieden.
Es segnet euch Gott, der Vater, der Sohn, die Heilkraft des Lebens. Amen.
EG 365: Von Gott will ich nicht lassen
1) Von Gott will ich nicht lassen,
denn er lässt nicht von mir, führt mich durch alle Straßen,
da ich sonst irrte sehr. Er reicht mir seine Hand,
den Abend und den Morgen tut er mich wohl versorgen,
wo ich auch sei im Land, wo ich auch sei im Land.
2) Auf ihn will ich vertrauen in meiner schweren Zeit;
es kann mich nicht gereuen, er wendet alles Leid.
Ihm sei es heimgestellt; mein Leib, mein Seel, mein Leben
sei Gott dem Herrn ergeben,
er schaffs, wies ihm gefällt, er schaffs, wies ihm gefällt.
3) Darum, ob ich schon dulde hier Widerwärtigkeit,
wie ich auch wohl verschulde, kommt doch die Ewigkeit,
ist aller Freuden voll, die ohne alles Ende,
und, weil ich Christus kenne,
mir widerfahren soll, mir widerfahren soll.
4) Das ist des Vaters Wille, der uns geschaffen hat.
Sein Sohn hat Guts die Fülle erworben uns und Gnad.
Auch Gott der Heilig Geist im Glauben uns regieret,
zum Reich der Himmel führet.
Ihm sei Lob, Ehr und Preis! Ihm sei Lob, Ehr und Preis!
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